08/15 kann jeder... oder so

Eben im Kindergarten sprach mich Marcels Kindergärtnerin an. Sie mache den Job inzwischen bereits elf Jahre, aber ein Kind wie Marcel wäre ihr noch nicht begegnet. Mh, okay?! Dann sagte sie aber etwas, das mir und meinem Mann auch sehr oft durch den Kopf geht: Marcel sei eben anders, wobei dieses Anderssein sich nicht greifen, nicht beschreiben lasse. Bingo, da war es wieder!

Genau das ist es, was Marcel ausmacht: er ist ein kleiner großer vierjähriger Junge, der aufregend, anstregend, spannend, laut, fordernd, weinerlich, mutig, großherzig, geizig, süß und noch vieles mehr ist - nur eines nicht, nie: langweilig!

Er überrascht uns immer wieder, positiv wie negativ. Dinge, die selbstverständlich sein sollten, wie z.B. Zähneputzen oder Essen und Trinken fallen ihm schwer, jedesmal ein Drama und eine Sauerei. Anderes aber, wo man meint, das kann er bestimmt noch nicht, da fehlt das Wissen, die Feinmotorik oder vielleicht auch (böser Gedanke, pfui) das Hirnschmalz, das schafft er spielerisch und in Zeiten, die man nicht ahnen würde. In der Ergotherapie, die ihm ja helfen soll, sich etwas besser zu koordinieren, machen wir wirklich Fortschritte. Das Trinken klappt immer besser, inklusive des Selber-Einschenkens des Wunschgetränkes. Gut, manchmal geht noch was daneben, aber nur wenig. Vor zwei Wochen noch mußten wir dreimal täglich die Küche feudeln, damit wir nicht in Saftlachen festkleben, inzwischen reicht der Spüllappen, um das Malheur vom Tisch zu kriegen. Das ist enorm.

Ein Motorik-Puzzle aus der Therapie hat es ihm angetan. Ich war zunächst der Meinung, das packt er noch nicht, zu Hause puzzelt er auch nicht, weil er die Logik der Puzzle noch nicht versteht. Dieses Puzzle ist anders aufgebaut: ein Stern, in dem verschiedenfarbige Kugeln hin und her geschoben werden können und auch sollen, es gibt Vorlagen, welche Reihenfolge die Kugeln einnehmen sollen. Das klappt, und zwar so gut, daß er inzwischen schon die Vorlagen für Sechsjährige puzzelt. Wow!

Es hakelt und ruckelt hier und da, aber was solls: Marcel ist, wie er ist - und wir lieben ihn auch so, wie er ist. Wie sagte seine Kindergärtnerin, als ich ging: Ich bin ja mal gespannt, was da mal rauskommt später - ja, wir auch!